Färbepflanzen . . . und mehr

Umschlag des Buches 'Frederick' von Leo Lionni

Kennen Sie das Kinderbuch „Frederick“ von Leo Lionni?

In diesem Buch wird von Feldmäusen erzählt, die Vorräte für den Winter sammeln - Körner, Nüsse, Weizen und Stroh. Alle Mäuse arbeiten Tag und Nacht. „Alle – bis auf Frederick.“ Die anderen Mäuse wundern sich über Frederick und fragen ihn warum er nicht arbeitet. Doch Frederick erwidert: „Ich arbeite doch.“

Seine Arbeit bestand darin Sonnenstrahlen, Farben und Wörter zu sammeln. Mit diesen Schätzen erwärmte er das Herz der anderen Feldmäuse als ihre Vorräte aufgebraucht waren.


Umschlag des Buches 'Der kleine Prinz' von Antoine de Saint-Exupéry

Das Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry kennen Sie ganz sicher.

Darin wird die Geschichte des kleinen Prinzen erzählt, dessen Welt voller Geheimnisse, Wunder und Überraschungen ist. Er kommt von einem anderen Stern auf die Erde um einen Freund zu suchen.

„Man sieht nur mit den Augen des Herzens richtig“ lautet seine Botschaft an uns.


Fäberwaid (vorne) im elterlichen Garten

Und nun möchte ich Ihnen eine Geschichte vom Färberwaid im Garten meiner Eltern erzählen:

Im vergangenen Winter hatte ich meiner Mutter ein Tütchen Waidsamen und einige Informationen über den Färberwaid gegeben. Sie berichtete mir immer wieder vom Entwicklungsstand der Pflänzchen. Als ich mich im darauf folgenden Herbst in ihrem Garten aufhielt, war ich wirklich sehr beeindruckt von ihren prächtigen Waidpflanzen. Sie hat einfach einen „grünen Daumen“. Und während ich so beim Waid stand und mich mit meiner Mutter unterhielt, hatte ich plötzlich den Eindruck, dass ich einerseits ihre Worte höre und gleichzeitig umfassendere Hinweise bekomme.

 

Behandelte Blätter des Färberwaids mit sichtbar gewordenem Indigo

Dieses Erlebnis war eine Bestätigung für eine Vision, die ich schon vor einiger Zeit hatte:

„Der Färberwaid trägt dazu bei das Dritte Auge zu öffnen.“

Mit unseren Augen sehen wir die realen Erscheinungen und mit dem Dritten Auge sehen wir intuitiv etwas Umfassenderes. Im Energiesystem des Menschen hat das Dritte Auge die Farbe Indigo. Der Färberwaid selbst gibt uns einen anschaulichen Hinweis auf diese Bedeutung. Der blaue Farbstoff Indigo ist in der Waidpflanze – ebenso wie in anderen Indigo liefernden Pflanzen - nicht sichtbar, weil er als farblose Indigovorstufe vorliegt. Erst durch einen Umwandlungsprozess entsteht daraus der sichtbare blaue Farbstoff Indigo.

 

Kaninchen auf dem elterlichen Bauernhof

Mein Vater, der sein ganzes Leben lang mit großer Hingabe und enormer Tatkraft seinen Beruf als Landwirt ausgeübt hat, ist eher auf die praktische Seite der Dinge bedacht. Es bringt mich immer wieder herzhaft zum Lachen, wenn ich an seine Frage denke: „Kann man die Blätter denn wenigstens an die Kaninchen verfüttern?“

 

Meine neue Orchidee

Eines Tages fuhr ich zu >> Christine E. Bartl, die eine ganz besondere Verbindung zu Pflanzen – vor allem Orchideen - hat. Sie ist Dipl. Designerin und Fotokünstlerin und stellt in ihren Bildern Blüten so meisterhaft dar, dass ihre Werke nicht nur faszinierend schön sind, sondern gleichzeitig eine – mit Hilfe wissenschaftlicher Untersuchungen bestätigte – harmonisierende und entspannende Wirkung haben.

Als ich vor Christines Haus ankam, erklang aus dem Radio das Lied:
Indigo Girl“ . . .

 

Früchte des Färberwaids

Wenn Sie Freude an Pflanzen haben, empfehle ich Ihnen den Färberwaid in Ihrem Garten anzubauen.

Besonders Experimentierfreudige können mit etwas Glück auch den blauen Farbstoff >> Indigo aus den Waidblättern gewinnen.

 

Dekoration mit 'Waidblumen'

Da der Färberwaid zweijährig ist, schosst er erst im zweiten Anbaujahr und entwickelt – ähnlich dem Raps - zahlreiche gelbe Blüten. Daraus gehen schließlich die reifen Früchte - überwiegend einsamige, schwarze, matt glänzende Schötchen mit blau-violettem Schimmer - hervor.

Als attraktive neue Nutzungsmöglichkeit für den Färberwaid kann ich auch den Einsatz als Trockenblumen für Dekorationszwecke sehr empfehlen.

 

Gerstensortiment in Japan

Im Rahmen eines Auswahlverfahrens der „Alexander von Humboldt-Stiftung“ erhielt ich kurz nach meiner Promotion ein Postdoc-Stipendium der „Japan Society for the Promotion of Science“. Mein Gastprofessor in Japan – ein international anerkannter Wissenschaftler - hat sein ganzes Leben lang mit Gerste gearbeitet.

Einmal erzählte er mir, dass er abends nach getaner Arbeit auf das Versuchsfeld geht und dort oft Hinweise für seine Arbeit bekommt. Er sagte:The barley is always whispering to us, we just have to listen. [Die Gerste flüstert immer zu uns, wir müssen nur zuhören.]

Damals war ich sehr beeindruckt und wünschte mir das auch zu können.

 

O´Shogatsu

Während meines Forschungsaufenthaltes in Japan hatte ich Gelegenheit zusammen mit der Familie meiner Kollegin das Neujahrsfest - O'Shogatsu - zu feiern. Für das große Fest kleidete mich Yuko´s Mutter in einen Kimono.

Kurz vor meiner Heimreise nach Deutschland schickte ich Freunden und Kollegen zur Erinnerung mein Bild im Kimono mit dem Begleittext „Dozo yoroshiku onegaishimasu“ in Hiragana, einer Silbenschrift neben Katakana. In meinem Lehrbuch „Japanese for Busy People“ wird es mit „Please favor me“ übersetzt. Im Japanisch-Unterricht hatte ich es so verstanden, dass es bedeutet „Behalten Sie mich bitte in guter Erinnerung“. Als Yuko die Karte sah, war sie sehr überrascht und meinte, dass in Japan die Eltern solche Bilder verschicken, wenn Sie einen Ehemann für ihre Töchter suchen. Ups, die Karten waren schon abgeschickt… Tja, andere Länder, andere Sitten…

 

Hanko

In Japan ließ ich mir ein „Hanko“ anfertigen. Das ist ein persönliches Siegel, das in Japan als Unterschrift verwendet wird. Mein Gastprofessor suchte mir die Kanjis – das sind die aus dem Chinesischen stammenden Schriftzeichen - mit Bedacht aus. Jedes Kanji hat einen Klang – eine Silbe - und eine Bedeutung – oft auch mehrere Bedeutungen. In meinem Hanko sind die Silben meines Vornamens RE-NA-TE - von rechts oben nach links unten - und die Bedeutung meines Nachnamens KAISER enthalten. Allerdings verwendete mein Gastprofessor nicht – wie Sie vielleicht denken werden - das Kanji für TENNO, sondern das eines ganz gewöhnlichen Aristokraten (links oben). Auf meinen Nachnamen deutet zusätzlich das Zeichen rechts unten hin. Es steht für NARA, einer Stadt in der Nähe von Kyoto, die früher Kaiserstadt – noch vor Kyoto und später Tokyo - war.

 

Umschlag des Buches 'Pflanzendevas' von Wolf-Dieter Storl

Kürzlich fuhr ich zu einem Vortrag von Dr. Wolf-Dieter Storl mit dem Titel „Zwischen Wissenschaft und Pflanzengeistern“. Der Botaniker entdeckte neben der Wissenschaft eine ganz andere Seite der Pflanzen. Eigentlich wollte ich erst nach der Veranstaltung mit ihm sprechen, doch wie der Zufall es wollte, lief ich ihm schon vorher über den Weg. Ich überreichte ihm das Faltblatt und Schötchen des Färberwaids und bat ihn um eine Widmung für mein Buch. Nachdem ich ihm berichtet hatte, dass ich Agrarwissenschaftlerin bin, meinte er: „Agrarwissenschaftlerin? Und dann lesen Sie solche Bücher?“ Aus seinem Mund klang das für mich sehr witzig, aber es erinnerte mich an das ernsthafte Erstaunen eines Wissenschaftskollegen: „Aber Frau Kaiser, Sie sind doch Wissenschaftlerin!“ Meine Antwort damals lautete: „Ich vereine halt zwei - scheinbar - sehr große Extreme in einer Person.“

 

Färberwau auf dem Geilweilerhof

Während der Vorbereitungen für den „Tag der offenen Tür“ auf dem Geilweilerhof hielt sich hin und wieder ein Mann auf dem Weg zum Färbegarten auf. Seine Anwesenheit wirkte äußerst beflügelnd und die Feldarbeit ging mir trotz größter Hitze in einer noch nie zuvor erlebten, vollkommenen Mühelosigkeit von der Hand. Meine Assistentin war sehr erstaunt, als sie zum Färbegarten kam und feststellte, dass ich ganz alleine innerhalb kürzester Zeit das Feld für den großen Tag hergerichtet hatte.

Dieses Erlebnis war so außergewöhnlich, dass ich auch nach vielen Jahren noch oft daran dachte. Erst nachdem ich das Buch „Pflanzendevas“ von dem Kulturanthropologe und Ethnobotaniker Dr. Wolf-Dieter Storl gelesen hatte, sah ich für dieses Phänomen eine Erklärungsmöglichkeit und fragte mich, ob da wohl ein Pflanzenwesen im Färbegarten zu Besuch war und zum guten Gelingen beigetragen hat. Oder war es etwa der Färberwau persönlich, der mir damals die Kraft einer Powerfrau verlieh? Wenn ich so darüber nachdenke, erscheint mir das gar nicht so unwahrscheinlich, weil der Schwerpunkt meiner Züchtungsarbeit damals bei dem Gelb-Lieferanten Färberwau lag und das Gelb im Energiesystem des Menschen für die Kraft (power) steht. Powerfrau dank Färberwau?

 

In der Küche

Kürzlich stand ich in der Küche am Herd und bereitete Bratkartoffeln mit Spiegelei – und Feldsalat – zu. Plötzlich stand mein Sohn in der Tür und machte ein Photo von mir. Als Vordergrund hatte er eine Vorlage mit Blätterstapeln auf einem Schreibtisch ausgewählt.

Er zeigte mir das Bild mit den Worten: „Das passt zu Dir, Mama.“

Und schon erblickte eine neue Geschichte das Licht der Welt:
Während der Braten im Backofen schmort und die Waschmaschine im Keller ihre Runden dreht, schnell noch eine Idee für den nächsten Versuch, einen Satz für die nächste Veröffentlichung oder zwischendurch auch mal wieder eine kleine Geschichte ins Laptop auf dem Esstisch eingetippt oder auf einem Zettel notiert ...

 

Mein Lieblingsbaum

Manchmal gehe ich in den Wald zu meinem Lieblingsbaum. Wenn ich mich auf seine Wurzelausläufer stelle oder mit dem Rücken an den Baumstamm lehne, spüre ich innerhalb weniger Minuten, dass mein Kopf wieder frei und klar ist.

 

Naturkräfte

Im vergangenen Jahr reiste ich nach Island. Jeder der die Natur liebt wird meine Begeisterung für dieses einzigartige Land teilen. Kaum ein anderes Land bringt einen mit den Kräften der Natur so intensiv in Berührung. Die Vielfalt der Naturschönheiten ist schier grenzenlos. Auf Schritt und Tritt offenbart sich Mutter Natur – wie in einer Schatzkammer – mit wunderbaren Überraschungen.

Dass meine Begegnung mit Island so einzigartig war, verdanke ich den ebensolchen Reiseleitern Michi und Antonia von >> ICE-Zeit.

 

Naturschätze

Da viele Isländer an die Existenz von Naturwesen glauben, hoffte ich in diesem Land auf gute Chancen Elfen, Feen oder Gnomen zu begegnen.

Um es kurz zu machen, ich habe kein Naturwesen mit meinen Augen erblickt, obwohl ich an manchen Plätzen das Gefühl hatte, dass sie zum Greifen nahe sind.

 

Icelandair

Dafür hatte ich das große Glück beim Rückflug den Snaefellsjökull – einen Gletscher auf der Halbinsel Snaefellsnes - in seiner ganzen Pracht zusehen. In seinem Krater befindet sich - dem gleichnamigen Roman des französischen Schriftstellers Jules Verne zufolge - der Eingang für „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde.“

 
Island Impressionen

Lassen Sie sich verzaubern von den Naturschönheiten Islands.


1
4
 

Keimtest

Anfang des Jahres führte ich einen Keimtest mit Waidsamen durch, indem ich in drei Petrischalen je 50 Samen auf feuchtem Filterpapier auslegte. Einen Tag nach der Aussaat wurden kreisförmig um die Samen leuchtend-violette Kränze sichtbar. Während sie am ersten Tag noch eine intensive Farbe hatten, verblassten sie in den folgenden Tagen.

Damals hatte ich das Gefühl, dass der Waid mir zeigen wollte, wie ich war als ich zur Welt kam. Auch heute sehe ich noch häufig die violette Farbe, wenn ich die Augen schließe.

Bei einem weiteren Keimtest mit einer anderen Charge Waidsamen konnte der violette Kranz nicht beobachtet werden.

 

Faltblatt Färberwaid

Es ist mir ein Anliegen, den Färberwaid in der heutigen Zeit wieder bekannter zu machen.

In dem Faltblatt über den Färberwaid finden Sie Informationen zu Geschichte, Biologie, Anbau, Verarbeitung und Nutzungsmöglichkeiten des Färberwaids.

Wenn Sie Waidsamen aussäen und mit den Pflanzen in Kontakt treten, dann erleben Sie Ihre eigene, ganz persönliche Geschichte mit dem Färberwaid. Versuchen Sie es ganz einfach. Sprechen Sie mit einem Menschen, während Sie bei ihren Waidpflanzen sind. Stellen Sie Fragen und seien Sie offen für die Antworten.

Die Pflanzen können unsere Lehrmeister sein, wenn wir bereit sind ihre sanften Botschaften wahrzunehmen.

 

Schreiberling

Ähnlich dem Titel des Buches „Wunderwesen Wasser“ meiner Sangeskameradin Dr. Marianne E. Meyer, schwebt mir ein Buch „Wunderwesen Waid“ mit Geschichten rund um den Färberwaid vor. Darin könnten auch Ihre interessantesten Waid-Geschichten erscheinen.

Am selben Tag, kurz nachdem ich die Idee mit dem Geschichtenbuch rund um den Waid notiert hatte, fand ich eine Karte - von O2 - mit blauem Hintergrund und der weißen Aufschrift „Schreiberling!“.

 

Waidkeimling - ausgesät an St. Wendelin

Kurz vor der Veröffentlichung dieser Geschichtenseite, fragte ich mein Waidpflänzchen, das ich übrigens „zufällig“ an St. Wendelin – dem Schutzpatron der Landwirte – ausgesät hatte: „Trägst Du wirklich zur Öffnung des Dritten Auges bei?“ „Na klar, was denkst denn Du?“ war seine Botschaft. Ich musste lachen und dann tauchte noch der Satz auf: „Mit mir können Sie was erleben.“

Davon kann sicher so mancher „Waidarbeiter“ ein Lied singen. „Irgendetwas ist mit dem Waid" hatte eine Kollegin gesagt. Ein anderer „Waidfreund“ drückte es so aus: „Mit dem Waid erlebt man immer etwas.“

Nachdem ich meiner Webmasterin diese Geschichte vorgelesen hatte, meinte sie: „Und ich habe an diesem Tag Geburtstag.“

 

Weihnachtsüberraschung: Indischer Spinat

An Heiligabend gab ich meiner Mutter die Geschichten. Nachdem sie alles gelesen hatte, zeigte sie mir eine Pflanze auf der Fensterbank im Wohnzimmer. Zu dieser Pflanze gab es – wie zu all ihren Pflanzen – eine Geschichte:

Nach vielen Jahren war in der Erde bei der Orchidee ein Pflänzchen gekeimt. Meine Mutter hatte es in einen Extratopf gepflanzt. Nun rankte die Pflanze mit ihren kräftigen Blättern vor sich hin und bildete sogar schon erste Blüten.

Ich erkannte die Pflanze sofort wieder, weil wir sie im Rahmen des Färbepflanzenprojektes im Gewächshaus angezogen hatten. Es war Indischer Spinat (Basella rubra), auch als Malabar-Spinat bezeichnet, der in Afrika und Asien als Blattgemüse genutzt wird und dessen roter Fruchtsaft zur Herstellung von Schminke (Rouge) und roter Tinte für offizielle Siegel verwendet wurde.

Warum keimte dieses Pflänzchen nach all den Jahren bei der Orchidee? Die Idee das japanische Siegel mit der roten Tinte nach der Weihnachtszeit als Zugang zu dieser Geschichtenseite zu verwenden war jedenfalls schon kurz zuvor entstanden.

Die Kräuter, die in unserem Garten – oder auch im Blumentopf – „zufällig“ keimen werden oft als Un-kräuter bezeichnet. Freundlicher klingt es, wenn von Beikräutern die Rede ist. Außerdem trifft diese Bezeichnung ihre tiefere Bedeutung in meinen Augen wesentlich besser:

Es ist kein Zufall – welches Kraut – wann – wo – keimt.

Achten Sie einmal darauf.

 
rabimmel
rabammel
rabum

Und nun – für die Sänger unter Ihnen – noch ein kleines Lied, das von Bildern der Mondfinsternis am 03.03.2007 begleitet wird:

Ich geh mit meiner Laterne
und meine Laterne mit mir.

Dort oben leuchten die Sterne
und unten leuchten wir.

Mein Licht ist aus.
Ich geh nach Haus.

Und die Geschichten sind aus.


Kommen Sie gut nach Haus ;-)

Dezember 2007
 

Blühende Waidpflanze

Zu Beginn des neuen Jahres kam mir bei einem Waldspaziergang eine Waidgeschichte aus längst vergangenen Tagen in den Sinn:

Vor vielen Jahren war ich mit meiner Familie in Südfrankreich in Urlaub. Plötzlich sah ich im Vorbeifahren eine blühende Waidpflanze am Wegrand. Diese kurze Begegnung hatte genügt um mich vollkommen aus dem Häuschen zu bringen. Mit einem Mal erinnerte ich mich daran, dass ich Herrn Dr. Schweppe meine komplette Diasammlung über Färbepflanzen für sein geplantes „Lexikon der Naturfarbstoffe“ zur Verfügung gestellt hatte. Nach Ablauf des Färbepflanzenprojektes hatte ich es vollkommen vergessen und nun - nach der plötzlichen Begegnung mit dem Färberwaid - wurde ich so unruhig, dass ich Herrn Dr. Schweppe noch von Südfrankreich aus anrief.

Seit dem Verständnis der tieferen Bedeutung des Färberwaids weiß ich, warum ich früher in Sachen Färberwaid so außergewöhnlich reagierte. Dieses Wissen hat den Umgang mit dem Färberwaid geklärt.

 

Färberwaid in meinem Garten

Als ich heute früh an meinen Baum gelehnt stand, um neue Kraft zu schöpfen, kam meine Nachbarin des Weges und fragte wie selbstverständlich: „Tankst Du Kraft bei dem Baum?“ Ich war sehr erstaunt über diese wissende Frage, zumal wir nie zuvor über solche Themen gesprochen hatten. Sie selbst hat eher Zugang zu Tieren.

Es ist noch nicht lange her und somit noch recht ungewohnt, dass ich mit Pflanzen bewusst in Kontakt trete. Doch diese Begegnung – noch dazu bei meinem Lieblingsbaum - gab mir den Mut Ihnen zu berichten, was der Färberwaid mir in meinem Garten zuletzt mitgeteilt hatte:

„Ich bin der Schlüssel zu allen Pflanzen.“

Da mir diese Aussage keine Ruhe ließ, fragte ich den Färberwaid: „Wie meinst Du das?“ Und dann bekam ich als Antwort: „Es wäre gut, wenn ich überall dabei bin.“ Ich dachte mir schon warum, aber ich fragte sicherheitshalber noch mal nach und seine Antwort lautete: „Weil auf diese Weise eine Brücke zwischen den Menschen und den Pflanzen geschlagen wird.“

Als Agrarwissenschaftlerin stelle ich mir vor, dass es gut ist, wenn eine Waidpflanze im Garten oder in der Nähe eines Ackers steht. Wenn der Gärtner oder Landwirt bei Bedarf mit der Waidpflanze in Verbindung tritt, kann er die Hinweise seiner angebauten Pflanzen besser wahrnehmen. Auf diese Weise würde der Färberwaid – eine auch offensichtlich vielseitige Nutzpflanze – „vollkommen neue Perspektiven für die Landwirtschaft erschließen“ (Zitat meiner Waidpflanze).

 

Fortsetzung